Mittwoch, November 16, 2005

Ausstattung i.e. Dispo, 1.0

Der Tag fängt verdammt früh an. Christiane und ich treffen uns zeitig auf dem Hotelparkplatz, um gemeinsam den ersten Drehort in Nideggen anzusteuern. Und da kann Püppi (meine Navigationsdame) mal gleich zeigen, wie punktgenau sie uns durch den Eifeler Nationalpark steuert. Simon stößt durch angeborene Ortskundigkeit am Set zu uns. Und während das Team irgendwo zwischen hysterischer Muffeligkeit und unausgeschlafener Startloch-Euphorie kommuniziert, ist es der urgesteinige Besitzer des Ladens, der für jeden Neuankömmling einen passenden Spruch genuschelt parat hält.
Das Set selber braucht keine großartigen Veränderungen und so können wir uns im Trubel der engen Kegelbahn mit der Vorbereitung der vom Drehbuch geforderten Speisen beschäftigen. Ich dachte immer, eine Pommes Spezial mit Frikandel um 9.30h auf einem holländischen Wochenmarkt wäre eklig, aber der Duft von Gulaschsuppe, Schweinehaxen, Erbsen und Möhren aus der Mikrowelle laufen dieser Erinnerung an meine Jugend eindeutig den Rang ab.
Es gibt viele Komparsen, viele Biere sind auszuschenken, Teller zu reichen. Ich lasse Simon an Christianes Seite, mache mich erfolglos auf die Suche nach Kräuteretten ("Die müssen wir bestellen..."), greife erfolgreich einen Stapel Tageszeitungen ohne Titelblatt ("Das braucht man ja nicht unbedingt...") bei der ARAL ab und beschließe dann, Vasskos Wohnung (3 Straßen weiter) den letzten Schliff zu geben.
Feucht Durchwischen ohne Wasseranschluß erweist sich als schwierig, doch die Kassiererin beim gegenüberliegenden Schlecker verkauft mir nicht nur einen Eimer mit Wischmop, sondern füllt diesen noch mit handwarmen Wasser. Randalierende und auf Ladendiebstahl in Abwesenheit der Kassiererin spezialisierte Rentner-Rudel werden von mir in ihre Schranken gewiesen. Und dann gehts dem Staub bei Vassko ordentlich an den Kragen.
Hm, fragt sich der geneigte Leser inzwischen, wer baut denn eigentlich die Zelle und streicht die Wache? Berechtigte Frage, gut aufgepasst. Natürlich ist das ein parallel laufender Zeitstrang, auf welchen die gesamte Abteilung in jeder freien Minute aufspringt. Alle Optionen scheinen abgegrast, manche Telefonate beginnen zuversichtlich, aber es endet immer auf die gleiche, unbrauchbare Weise. Ich winke inzwischen mit Geld (welches ich eigentlich nicht habe...) und am Ende bringt es Simon auf den Punkt: wir müssen selber ran.
Im Auto vor Motiv 2 (Tanteemmaladen, oder, Menck?) zaubert Herr Schläger eine Zelle aufs Papier, telefoniert mit Dachdeckern aus alten Zeiten und das Ganze nimmt die gewünschte Form an. Der Zeitplan wirkt stimmig und Licht erscheint am Zellen-Horizont. Das Highlight: Silke, die beste Bühnenmalerin der Welt (www.artntat.de) sagt mir ihre Mithilfe zu und damit sind auch die Problemkinder Zelle und Wache an liebevolle Eltern weitervermittelt. Simon und ich reisen in den nächsten OBI und holen Preise ein. Für Zellentüren, Zellenriegel, Zellenfarbe und ähnliches.
Zuversichtlich endet dieser erste Drehtag. Aber ich überlege, ob ich Martin die Rechnung fürs Material schicke, damit er es schuldbewußt bezahlt. Oder träume ich schon...?

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